Heirat bei Big Datas

Es war irgendwie zu erwarten. Einer der Großen kauft WhatsApp. Jetzt ist es Facebook geworden, nachdem google wohl abgeblitzt war. Angeblich 14 Milliarden Euro wechseln die Besitzer. Einige hunderte Millionen Nutzer von WhatsApp gehören jetzt Facebook. Beide sagen: WIR WOLLEN DIE WELT VERBINDEN!!!

Just an dem Tag der Bekanntgabe hielt ich einen Vortrag in Neumünster beim Landesverband der Volkshochschulen in Schleswig-Holstein über die Volkshochschule der Zukunft, über das Web als Lernraum und die Bedeutung von Social Media im Vernetzungs- und Lernprozess. An diesem Tag wurde ich einige Male zu meiner Einschätzung der Dinge gefragt.

Was an WhatsApp ist 14 Milliarden Euro wert? Angeblich ein paar schlaue Köpfe, die jetzt für Facebook arbeiten und es gehe um strategische Ausrichtungen, um Marktvorherrschaft am schnell wachsenden Messenger-Markt – alles Analystenchichi. Es geht um Daten, nur um Daten.

Wie sieht das Geschäftsmodell von Facebook aus, welches mit dem Zukauf von WhatsApp, die Investition von 14 Milliarden Euro wieder erwirtschaftet und irgendwann Gewinne bringt? Facebook ist ein börsennotiertes Unternehmen, die Shareholder wollen doch Value.

O.k., wir wissen, dass Facebook mit Werbung Geld verdient, mit passgenauer Werbung. Durch Anlegen und Auswerten von Nutzerprofilen, können sie der Wirtschaft „effektive“ Werbeflächen verkaufen. Sie können aufgrund ihres Wissens über die Nutzer gezielt Männer und Frauen, Junge oder Alte, Dicke und Dünne, Heterosexuelle oder Homosexuelle, Reiche und Arme, Autofreaks, Kranke, Menschen mit Liebeskummer, Singels oder Verheiratete mit Eheproblemen ansprechen. Woher wissen sie das alles über uns? Unsere Freunde, Bekannte und wir selbst haben es ihnen geschenkt.

Was ist an den Daten von WhatsApp nun so interessant für Facebook? Eine halbe Milliarde Telefonbücher aus Handys verbessern das Spiel „Wer kennt wen?“ erheblich. Häufig kommunizieren Menschen auf WhatsApp mit ihrer Peergroup, d.h. WhatsApp-Nutzer lassen sich leicht klassifizieren: Schüler, Arbeitslose, Ausländer, Student, Reiche, Homosexuelle – die paar, die in der falschen Gruppe sind, spielen statistisch gesehen in der Werbung keine Rolle.

Noch interessanter als das bloße „Wer kennt wen?“ sind die Themen über die sich WhatsApp-Nutzer privat unterhalten haben. Liebeskummer, Ärger mit dem Chef, Streit mit der Frau, die erste Periode, Firmeninternas, Geldprobleme, Depressionen, Mobbing, Wünsche und verwegene Träume. Hinzu kommen jetzt die Datenbestände von Facebook: Freunde, Fotos, Aufenthaltsorte, Vorlieben für Musik, Filme, Essen, Bücher, Kleidergeschäfte und Technikfirmen. Es finden sich politische Statements, Parteizugehörigkeit, Hobbys, Selbsthilfegruppen, Berufsausbildung, Schulbildung oder Arbeitgeber. So entstehen Bilder von Menschen in Datenbanken, vornehmlich von denen, die dabei sind, aber auch von denen über die gesprochen wird – Datenbestände von Menschen, die selbst weder Facebook noch WhatsApp benutzen. Über manche in Facebook und WhatsApp sehr aktive Menschen weiß Facebook nun mehr als irgendeine echte Person auf der Welt. Sie wissen, wer die Menschen sind. Das wird auch andere interessieren.

O.k. – wen stört das? Realistisch gesehen niemand. Jeden Tag kommen über 1 Million neue WhatsApp-oder Facebook-Nutzer hinzu. THEY CONNECT THE WORLD!!!

FUCKING WOUNDERFUL

to be continued