Ich hatte die Freude Anfang des Jahres 2014 mit sechs anderen Kollegen das Lehr-/Lernkonzept der Zukunft in Volkshochschulen zu entwickeln und in den Grundsätzen zu beschreiben. Es ist im Prinzip simpel, da es sich konsequent auf unseren öffentlichen Auftrag beruft, unseren Bürgern das „Lebenslange Lernen“ zu ermöglichen. Rahmenbedingungen zu schaffen, unter welchen allen Bürgern der Zugang zur Bildung und damit Teilhabe an privatem, gesellschaftlichem und beruflichem Leben gesichert wird, ist die Aufgabe der Erwachsenenbildung.
Die zukünftigen Anforderungen an Bildungsangebote sind stärker individuelle Lernwege zu unterstützen und zeitlich sowie örtlich flexibel sein zu können. Zentrales Paradigma ist, dass der Teilnehmer in der Erwachsenenbildung nicht in erster Linie Konsument des Unterrichts ist, sondern mit seinem Wissen selbst Teilgeber wird. Gerade in der Erwachsenenbildung sind Lerngruppen in der Regel heterogen, so dass das Einbinden des Könnens, die Erfahrungen und des Wissens der Teilnehmer systematisch in dem didaktischen Konzept Grund gelegt werden muss.
Ja, solche Bildungsangebote gibt es auch heute schon in der Volkshochschullandschaft, aber es ist zufällig, gekoppelt an das Engagement und die Klugheit einzelner Dozenten und pädagogischer Führungskräfte. Eine systematische Zuwendung zu den Lernbedürfnissen der Kunden gibt es nicht.
Die Schwierigkeit des jetzigen Bildungsangebots der deutschen Volkshochschulen ist, dass Individualisierung und Flexibilität mit den vorhandenen Ressourcen in Präsenzunterricht nicht zu realisieren sind. Wenn wir z.B. grundsätzlich Binnendifferenzierung und zeitliche/örtliche Flexibilität anbieten möchten, müssen wir die Präsenz sinnvoll durch digitale Lerntools erweitern. Der richtige Mix aus Präsenz und Digital, ausgerichtet an den Bedürfnissen der Lerngruppe und deren Lernzielen, ist die einzige Möglichkeit unseren Lernern gerecht zu werden und unseren öffentlichen Bildungsauftrag nicht zu verwässern. Und es geht hierbei nicht nur um die Akquise neuer (junger) Kunden, sondern gerade um das „Mittelalter“, das vielfältig unsere Gesellschaft trägt, aber durch Familie, Beruf, pflegebedürftige Eltern und Ehrenamt stark gebunden ist. Dieses Mittelalter zwischen 35 und 55 Jahren muss die anstehenden radikalen Änderungen in unsere Gesellschaft und dem Beruf bewältigen und trotzdem Leistung bringen und Verantwortung übernehmen. Der Schlüssel dazu ist einzig Weiterbildung. Die deutschen Volkshochschulen sind darauf nicht gut vorbereitet, aber sie sind das Fundament zum flächendeckenden Angebot des „Lebensbegleitenden Lernens“ in Deutschland. Mit dem Konzept der Erweiterten Lernwelten haben wir uns auf den Weg gemacht, auch wirklich das Fundament zu sein!
Vielen Dank an Dr. Christoph Köck (Hessischer Volkshochschulverband), Nina Oberländer (VHS Bremen), Mark Stocksmeyer (VHS Herford), Joachim Sucker (VHS Hamburg), Beatrice Winkler (VHS Karlsruhe) und Boris Zaffarana (Deutscher Volkshochschul-Verband) für die tolle Zusammenarbeit am ELW-Konzept.